Meine Brustkrebserkrankung

Diagnose Brustkrebs mit 31 Jahren

Kennt ihr diesen Spruch: „Manchmal liegen Freud und Leid so nah beisammen“? Leider beginnt meine Brustkrebserkrankung genau so…

Denn bevor sich am 26.02.2014 unter mir eine Klappe öffnete und ich mich nur noch im freien Fall befand, war ich bzw. wir die glücklichsten Menschen auf diesem Planeten. Denn wir hatten 2 Wochen zuvor erfahren, dass wir ein Kind erwarten <3 Ja das war der eigentliche Weg den wir gehen sollten. Eltern werden. Eine Familie gründen. Stattdessen wurden wir mit der schlimmsten Zeit unseres Lebens konfrontiert.

Ich denke meine Erkrankung beginnt mit dem viel zu frühen Tod meiner geliebten Mama Ende 2010. Der Mittelpunkt meines Universums. Sie war der wichtigste Mensch in meinem Leben, der mir viel zu früh und trotz Krebserkrankung völlig unerwartet genommen wurde. Dieser Schmerz, diese Trauer, dieser Verlust hat mich sehr an meine Grenzen gebracht. Teilweise auch über diese hinaus! Ich hatte vor diesem Tag schon immer ganz schreckliche Angst. Und auf einmal war er da. Sie war nicht mehr bei uns. Nie wieder ein Wort mit ihr sprechen können. Kein Kuscheln mehr. Keine Standpauken mehr von ihr. Nie wieder ihr Lachen hören. Ach Mama du fehlst mir immer noch jeden einzelnen Tag. Aber ich weiss du bist dennoch jeden Tag bei mir. Ich trage dich für immer in meinem Herzen <3

Ich hatte meiner Mama damals versprochen, dass ich mich um meine kleine Schwester kümmere, sollte diese noch keine 18 Jahre alt sein. Ich kann euch sagen, dass ich nie im Leben gedacht hätte, dass es so schwer sein wird für eine 17 jährige die Vormundschaft zu bekommen. Das hat uns viel Kraft und Nerven gekostet. Wir haben es aber geschafft und sie ist zu uns gezogen J 3 wundervolle Jahre haben wir zusammengewohnt und haben gemeinsam zurück ins Leben gefunden. Wie es mit allen jungen Menschen ist, wurde auch meine kleine Schwester pflüge und ist ausgezogen. Puh das war sehr hart für mich und ist mir sehr schwergefallen. Aber das gehört zum Erwachsen werden nun mal dazu.

Mein Herzmann und ich beschlossen es sei nun der perfekte Zeitpunkt eine eigene Familie zu gründen. Wir stellten uns darauf ein, dass es bestimmt einige Monate dauern wird bis wir schwanger sind. Aber nix da! Es klappte auf Anhieb. Ich hielt tatsächlich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand <3 Sicher ist sicher also ab zur Frauenärztin und sie bestätigte den positiven Test mit den Worten „Sie müßten ca. in der 5. SSW sein“. Oh Gott wir bekommen ein Baby! Ein, zwei Tage später bin ich nochmal zu ihr, da ich ziemlich mit meinem Kreislauf zu tun hatte und mir ein Knubbel in der Brust so fürchterlich weh tat. Ich musste mir an diesem Tag ganz fürchterliche Sachen anhören von wegen ich soll mich nicht so haben, das ist normal in einer Schwangerschaft und gehört nun mal dazu. Ich bestand zum Glück auf eine Überweisung für einen Ultraschall, da ich im Dezember 2013 eine Prellung an dieser Brust hatte. Ein Sturz auf die Wanne. Autsch! Glücklicherweise habe ich in einem MVZ recht schnell einen Termin zum Ultraschall bekommen und der Radiologe riet mir zu einer Biopsie, da es für ihn zu 50% wie ein Hämatom aussieht. Aber eben nur zu 50%. Also gesagt getan und die Brustzentren abtelefoniert, um einen Termin für die Stanze zu bekommen. Auch das hat dann relativ schnell geklappt. Ich persönlich finde diese Stanzen nicht so schlimm. Empfindet aber jeder anders.

25.02.2014 Termin zur Auswertung. Meine kleine Schwester hat mich begleitet. Wir wollten danach noch irgendwas schönes zusammen unternehmen. Wir saßen voller Glück im Wartezimmer. Waren wir doch umringt von lauter schwangeren Frauen und haben uns gemeinsam gefreut, dass ich in ein paar Monaten auch so aussehen werde. Mein Name wird aufgerufen. Wir gehen in das Behandlungszimmer und dann passierte alles ganz schnell. Die Ärztin meinte:

„Ich habe leider sehr schlechte Nachrichten für sie! Sie haben eine sehr aggressive Form von Brustkrebs und kommen um zwei Sachen nicht drum herum. Zum einen der Abbruch der Schwangerschaft und zum anderen mindestens eine Chemotherapie. Da wir so schnell wie möglich mit der Therapie beginnen sollten, haben wir ihnen schon mal einen Termin für den Abbruch gemacht. Wahrscheinlich müssen sie das erstmal alles sacken lassen. Möchten sie in einen Nebenraum gehen, dort haben sie die Möglichkeit dazu.“

Man gab mir dann noch lauter Zettel mit Terminen und eine CD mit progressiver Muskelrealaxion in die Hand. Ich konnte gerade noch atmen. Mehr ging nicht! Doch weinen. Und das ohne Ende. Freier Fall. Meine Schwester ebenfalls in Schockstarre brach aus dieser aus und informierte meinen Herzmann und meinen einen Bruder. Denn sie mussten mich dort abholen kommen. Wie gesagt nichts ging mehr. Ich habe Krebs!

Die ersten Tag verbrachten wir mit Weinen und dem Versuch zu verstehen was da alles gerade mit uns passiert. Dann aktivierte ich den Kampfsaumodus und bestand auf eine Zweitmeinung. Also im nächsten Brustkrebszentrum einen Termin gemacht. Nächste Stanze. Scheisse es ist definitiv Krebs. Triple negativer Brustkrebs. Knapp 3 cm gross. Sehr schnell wachsend, aufgrund eines KI67 von 86%. Allerdings hat man uns hier verschiedene Optionen für die Schwangerschaft angeboten und uns nicht vor vollendete Tatsachen gestellt. Nun mussten wir die wohl schwerste Entscheidung in unserem Leben treffen. Wie trifft man am besten so eine Entscheidung über Leben und Tod? Mit vielen Gesprächen. Wir haben alle Seiten, alle Varianten besprochen und aufgrund der Fakten eine Entscheidung getroffen:

  • Ich hätte noch weitere 5 Wochen warten müßen bis ich die Chemo starten durfte. Da das erste Trimester beendet sein muss.
  • Unser Kind hätte direkt ab der 12. SSW die Chemo mitgemacht
  • Ich hätte nicht alle Untersuchungen machen lassen dürfen (Röntgen & Co.)
  • Die Teilnahme an der vorgeschlagenen Studie war ausgeschlossen
  • Keine Garantie, dass unser Kind die ganzen Therapien überstehen würde bzw. schwerstbehindert zur Welt kommen würde

An dieser Stelle sei erwähnt, dass mein Brustzentrum auch schon Patientinnen betreut hat, die ebenfalls schwanger waren. Allerdings waren die Schwangerschaften schon weiter, heißt, sie waren Ende zweites und Anfang drittes Trimester. Es sind alles gesunde Kinder zur Welt gekommen <3 Es ist und bleibt eine ganz persönliche Entscheidung die ich wirklich niemandem auf dieser Erde wünsche. Wir haben uns dann doch für einen Abbruch entschieden. Dieser wurde dann in der 8. SSW gemacht. Wenn ich mich recht erinnere habe ich kurz darauf schon meinen Port bekommen und dann ging es auch schon mit der Chemo los. Ich habe 12 mal Paclitaxel plus ein Studienmedikament bekommen. Zum Glück habe ich die Therapie sehr gut vertragen. Ob ich die EC auch noch bekomme, wurde davon abhängig gemacht wie das Ergebnis nach den 12 Zyklen Paclitacel aussieht. Das sah so aus, dass im Ultraschall kein Tumor mehr nachweisbar war J Also hieß es am 08.07. ab in den OP zur BET (Brusterhaltenden Operation). Am 21.07.14 dann der alles entscheidende Anruf vom Krankenhaus: Es ist nichts neues gewachsen und vom ursprünglichen Tumor ist ebenfalls nichts mehr nachweisbar. Das heißt PCR! Pathologische Komplettremission. Ein schöneres Ergebnis hätte ich mir nicht wünschen können. Nun hieß es bis zum Anfang der Bestrahlung wieder Kraft tanken. Es folgten 36 Bestrahlungen von denen ich während dessen nicht viel mitbekommen habe. Leider hat meine Haut im nachhinein ziemlich heftig auf die Bestrahlung reagiert L Ist aber eher selten und soll hier niemandem Angst machen. Als Abschluss der Behandlung ging es dann noch 4 Wochen in die Anschlussheilbehandlung nach Rüdersdorf, die mir wirklich sehr sehr gut getan hat. Ja und dann war ich fertig mit all den Therapien und bin wieder arbeiten gegangen…

Heute 5 Jahre danach geht es mir gut und ich bin gesund. Die schönste Nachricht aber, wir sind vor 11 Monaten Eltern einer wundervollen Tochter geworden. Unser kleines Wunder <3

Meine Püppilotta

Ich hoffe ich kann dir mit meiner Geschichte vielleicht etwas Mut und Kraft geben, schwere Zeiten durchzustehen! Das Leben ist schön und es lohnt sich immer dafür zu kämpfen.

17 Kommentare

  • Jenny

    Wow, was für eine ergreifende Geschichte. Ich bin in der 8. ssw und wenn ich mir das vorstelle, bricht es mir das Herz.
    Du bist echt eine starke Kämpferin und hast es sooo verdient, dass du nun Mama sein darfst! Ich verfolge sehr gerne deine Instagram-Story und freue mich auch, mehr hier von dir zu lesen und den Aufbau deines Blogs mit verfolgen zu können.

    • Doschi

      Danke liebe Jenny für dein liebes Feedback <3 Und erstmal herzlichen Glückwunsch zum Bauchzwerg 🙂 Es war und wird wahrscheinlich auch immer die schwerste Entscheidung sein, die wir je treffen mussten...Ich wünsche es wirklich niemanden! Aber es ist wie es ist. Und wir sind so glücklich, dieses Glück doch noch erfahren zu dürfen. Eltern einer wundervollen Tochter 🙂 Vielen lieben Dank, dass du mich begleitest und ich hoffe ich kann auch mit meinem Blog weiterhin Mut machen. Hab vielen lieben Dank für den allersten Kommentar auf meinem Blog <3

    • Doschi

      Danke liebe Silke <3 es war so schön dich am Samstag wiederzusehen. Das würde mich sehr freuen wenn ich das auch mit meinem Blog schaffe. Ganz liebe Grüße aus Berlin

  • Lydia Günther

    ♥️sehr beeindruckend! Du hast so viel Kraft und Mut♥️ ich wünsche mir noch viel von dir lesen zu können. Deine positive Energie gibt vielen Leuten glaub ich Mut immer weiter zu kämpfen und nicht aufzugeben. ♥️ das Leben zu genießen auch, wenn mal eine schwere Zeit kommt♥️

    • Doschi

      Liebe Lydia wow danke danke danke für so wundervolles Feedback <3 Ich werde mir ganz viel Mühe geben, dass auch dieser Blog vielen Menschen Mut und Kraft gibt. Ich danke dir wirklich sehr für so tolles Feedback und drück dich :*

  • Mandy Kurz

    Liebe Doschi….ich folge dir schon eine geraume Zeit auf Instagram und ich bewundere deine Stärke. Deine liebevolle Art finde ich so toll. Du bist ein ganz besonderer Mensch….ich freue mich,dass ich nun hier noch mehr mit Dir erleben kann….LG Mandy 😍

    • Doschi

      Liebe Mandy :* oh Gott das ist so lieb von dir und ich hoffe ich kann euch hier noch ein bisschen mehr Einblicke geben 🙂 Ich danke dir sehr für so liebe wundervolle Worte <3 Ganz liebe Grüße zurück aus Berlin

  • Nadine

    Meine Liebe Doschi, diese Geschichte noch einmal so zu lesen ergreift mich sehr. Wenn ich daran denke…ich war selbst zu meiner Diagnose eigentlich in Kinderwunschbehandlung. Wenn ich daran denke, dass wir schwanger gewesen wären und dann diese Nachricht. Ich weiß nicht, aber ich war so schon nur noch ein Häufchen Elend. Aber wie du schreibst…der Kampfsaumodus. Wahrscheinlich geht man erst mal in Autopilot. Jedenfalls freu ich mich riesig für dich und ich bekomme Gänsehaut. Weißt du, das lässt mich hoffen, das sich mein Wunsch auf ein Kind vielleicht doch noch erfüllt. Auch wenn ich nur minimale Chancen habe.🍀💛🍀…liebe Grüße Nadine (_mafine_)

  • Alex (@kickcancerchick)

    Liebe Doschi,

    Habe gerade erst gesehen, dass Du jetzt auch einen Blog hast! Herzlich willkommen im Club!
    Jetzt hab ich endlich einen Platz all die Rezepte zu finden und habe zum ersten Mal Deine ganze Geschichte gelesen…. ich drück Dich! Danke für’s Teilen!

    Glg
    Alex

    • Doschi

      Liebe Alex,

      ich danke dir sehr, dass du mal bei mir vorbei geschaut hast 🙂 Ich hoffe ich kann schon bald die nächsten Rezepte hochladen 🙂 Ich drück dich ganz fest zurück. LG Doschi

  • Yenny coastchildyen

    Liebe Doris, ich habe Tränen in den Augen 😢 Soviel Leid. Ich bin froh, dass du es überstanden hast! Und dass die kleine Wundermaus nun euer Leben bereichert. Ich wünsche euch alles Glück der Welt. Fühl dich fest umarmt 😘💕

    • Doschi

      Liebe Yenny,

      vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast um mal vorbei zu schauen. Trotz des ganzen Leids bin ich heute glücklicher als je zuvor und freue mich am leben sein zu dürfen <3 Unsere Püppilotta ist wirklich das größte Glück auf Erden für uns! Ich danke dir sehr für deine lieben Worte und drück dich ebenfalls ganz fest :* Liebe Grüße Doschi

  • Natalie

    Doschi! Du bist ein ganz wunderbarer Mutmacher! Immer wenn ich zweifle, schaue ich mir dein Instagram-Profil an oder besuche deinen Blog. Du bist eine unglaublich sympathische Frohnatur und ich bin froh dich kennengelernt zu haben. Wenngleich der Anlass ein nicht so schöner war.
    Bleib wie du bist 🙂

    • Doschi

      Liebe Natalie,

      wow solche Nachrichten berühren mich immer sehr, zu wissen, dass ich dir in schweren Stunden vielleicht etwas Mut machen <3 Bitte bleib du auch so wie du bist und ich umarme dich mal ganz fest <3

      Liebe Grüße Doschi

  • Monika

    Es liest sich so einfach runter aber ich weiß wo du durchgegangen bist und auch wenn ich offen mit dem Thema Brustkrebs als Kapitel in meinem Leben umgehe so hab ich es bis heute nicht geschafft mehr als 5 Seiten darüber zu schreiben – es geht einfach noch nicht…nicht so wie ich es gerne würde…
    Ich bewundere deinen Mut

    • Doschi

      Liebe Monika 🙂 Vielen lieben Dank für deine Offenheit und ich kann dir aus eigener Erfahrungen sagen, dass du dann noch nicht so weit bist. Bin mir aber sicher, der Zeitpunkt wird kommen und dir wird es leichter fallen, dir das von der Seele zu schreiben. Ich drück dich und wünsch dir noch einen wunderschönen Sonntag. Liebe Grüße Doschi

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